In der IT- und Unternehmensberatung ist der Erfolg eines Projekts selten nur eine Frage der Fachkenntnis. Zwar sind analytische Fähigkeiten und Branchenwissen essenziell, doch ebenso entscheidend sind sogenannte Soft Skills – die zwischenmenschlichen und kommunikativen Fähigkeiten, die maßgeblich zur Vertrauensbildung und Zusammenarbeit mit dem Kunden beitragen.
„Unsere Arbeitswelt verändert sich ständig. Es kommen immer neue Herausforderungen dazu,“ erklärt Professor Kerstin Schaper-Lang, Geschäftsführerin der Lake Constance Graduate School (LCGS) in Konstanz. Die Fähigkeit, sich schnell auf Neues einzustellen, sei unerlässlich, wenn Unternehmen und ihre Mitarbeiter wettbewerbsfähig bleiben wollen.
Welche Bedeutung Soft Skills für Berater und Beraterinnen haben und wie diese Fähigkeiten in verschiedenen Projektphasen zum Einsatz kommen, zeigen wir in diesem Artikel.
Was sind Soft Skills?
Soft Skills umfassen alle sozialen und kommunikativen Fähigkeiten, die über das rein fachliche Wissen hinausgehen. Sie zeichnen sich durch zwischenmenschliche Kompetenzen aus, die notwendig sind, um erfolgreich mit anderen Menschen zu interagieren und Beziehungen aufzubauen.
Anders als Hard Skills, die spezifisches Fachwissen oder technische Fähigkeiten betreffen, sind Soft Skills schwerer messbar, aber von unschätzbarem Wert für die Zusammenarbeit und den Aufbau von Vertrauen.
Wichtige Soft Skills in der Beratung
Für Berater und Beraterinnen sind einige Soft Skills besonders relevant, um in komplexen und oft dynamischen Projekten effektiv agieren zu können:
- Kommunikationsfähigkeit: Klar und präzise kommunizieren, um Missverständnisse zu vermeiden und komplexe Informationen verständlich zu vermitteln.
• Empathie: Fähigkeit, sich in die Perspektiven und Bedürfnisse der Kunden hineinzuversetzen und so eine vertrauensvolle Basis zu schaffen.
• Konfliktmanagement: Konflikte frühzeitig zu erkennen und konstruktiv zu lösen, um das Projekt nicht zu gefährden.
• Führungskompetenzen: Auch ohne formale Führungsrolle die Initiative ergreifen, Teams motivieren und Projekte zielorientiert steuern.
• Anpassungsfähigkeit: Schnell auf Veränderungen reagieren und sich flexibel auf unterschiedliche Kunden und Branchen einstellen.
Eine Studie von IBM aus dem Jahr 2023 zeigt, dass bei Fach- und Führungskräften ehemals wichtige Fähigkeiten wie MINT-(Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) Kenntnisse an Bedeutung verlieren. Stattdessen stehen heute Time-Management, Priorisierung und die Fähigkeit zur Kommunikation in Teams ganz vorne, so die Studie.
Dies trifft auch auf Berater und Beraterinnen zu, die in flexiblen, agilen Projekten arbeiten und sich ständig neuen Herausforderungen stellen.
Warum Soft Skills für Berater und Beraterinnen unverzichtbar sind
Der Erfolg in der Unternehmensberatung hängt nicht nur von fachlicher Expertise ab, sondern auch von der Fähigkeit, Vertrauen aufzubauen und stabile Beziehungen zu den Kundinnen zu pflegen. Berater und Beraterinnen, die empathisch und kommunikativ stark sind, verstehen die Anliegen ihrer Kunden besser und können individuellere Lösungen anbieten.
Auch im Team ist Zusammenarbeit entscheidend. Projekte in der Beratung erfordern eine reibungslose Abstimmung zwischen den Teammitgliedern und den Kunden. Hier sind Teamfähigkeit und eine klare Kommunikation gefragt, um Ziele zu definieren, Aufgaben effizient zu verteilen und Missverständnisse frühzeitig auszuräumen.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind weitere Schlüsselqualifikationen. Beratungsprojekte verlaufen selten starr nach Plan. Veränderungen und neue Herausforderungen sind an der Tagesordnung. Wer flexibel bleibt, kann schneller auf neue Anforderungen reagieren und die Erwartungen der Kunden erfüllen.
„Soft Skills gewinnen immer mehr an Bedeutung“, sagt Professor Schaper-Lang. Sie helfen Beratern und Beraterinnen, den Wandel in der Arbeitswelt erfolgreich zu meistern.
Darüber hinaus sind Führungskompetenzen und ein gutes Konfliktmanagement unerlässlich. Berater und Beraterinnen müssen oft verschiedene Interessen moderieren und Entscheidungen vorantreiben. Konflikte, die in solchen Prozessen entstehen, gilt es frühzeitig zu erkennen und konstruktiv zu lösen, um den Projekterfolg nicht zu gefährden.
Die Rolle von Soft Skills in verschiedenen Phasen eines Beratungsprojekts
- Analysephase: Zu Beginn eines Projekts ist es entscheidend, die Anforderungen und Ziele des Kunden vollständig zu verstehen. Aktives Zuhören und gezieltes Nachfragen helfen, komplexe Bedürfnisse zu erfassen. Einfühlungsvermögen schafft eine vertrauensvolle Basis und sorgt dafür, dass der Kunde sich verstanden fühlt.
• Strategieentwicklung: In dieser Phase sind Kreativität und Teamarbeit gefragt. Teamfähigkeit und offene Kommunikation fördern den Ideenaustausch und ermöglichen innovative, passgenaue Lösungen. Verschiedene Perspektiven und Meinungen fließen produktiv in die Strategie ein.
• Umsetzungsphase: Überzeugungsfähigkeit ist entscheidend, um das Vertrauen des Kunden in die Strategie zu stärken und die Motivation für die Umsetzung zu sichern. Anpassungsfähigkeit und Stressmanagement sind wichtig, um auf unvorhergesehene Herausforderungen flexibel zu reagieren. Professor Schaper-Lang betont die Bedeutung der schnellen Anpassung an Veränderungen.
• Nachhaltige Betreuung: Nach Projektabschluss sichert eine langfristige Unterstützung die Nachhaltigkeit der Maßnahmen. Geduld, diplomatisches Geschick und die Fähigkeit, konstruktives Feedback zu geben und anzunehmen, fördern die Kundenbindung und sorgen für eine erfolgreiche Begleitung auch nach Abschluss des Projekts.
Soft Skills als Karrierefaktor für Berater und Beraterinnen
Soft Skills sind ein entscheidender Karrierefaktor für Berater und Beraterinnen. In der wettbewerbsintensiven Beratungsbranche reichen fachliche Qualifikationen und Branchenerfahrung allein nicht aus.
Wer sich durch ausgeprägte soziale und kommunikative Fähigkeiten auszeichnet, hat einen klaren Vorteil. Kunden erwarten von ihren Beratern nicht nur fachliches Know-how, sondern auch Flexibilität und Empathie.
Auch für den beruflichen Aufstieg innerhalb eines Beratungsunternehmens sind Soft Skills unverzichtbar. Führungskompetenz, Entscheidungsstärke und die Fähigkeit, mit verschiedenen Persönlichkeitstypen zu kommunizieren, sind essenziell, um in leitende Positionen aufzusteigen. Wer Konflikte diplomatisch löst und Teams motivieren kann, hat gute Chancen, Führungsverantwortung zu übernehmen.
Zudem fördern Soft Skills wie Selbstreflexion und der Umgang mit Feedback die kontinuierliche Weiterentwicklung. Berater und Beraterinnen, die offen für Rückmeldungen sind und an ihrer Selbstwahrnehmung arbeiten, steigern nicht nur ihre persönliche Effektivität, sondern auch die Zusammenarbeit mit Kunden.
Tipps zur Entwicklung und Förderung von Soft Skills
- Training und Coaching: Workshops zu Kommunikation, Konfliktmanagement und Verhandlungstechniken bieten Beratern und Beraterinnen praxisnahe Trainingsmöglichkeiten. Individuelles Coaching hilft, Stärken auszubauen und Schwächen gezielt anzugehen. Professor Schaper-Lang betont die Bedeutung der Anpassungsfähigkeit in einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt.
• Mentoring und Feedback: Mentoring-Programme fördern den Austausch mit erfahrenen Kolleginnen und stärken soziale Fähigkeiten. Regelmäßiges Feedback bietet wertvolle Impulse für die persönliche Weiterentwicklung und hilft, Soft Skills kontinuierlich zu verfeinern.
• Selbstreflexion und Zielsetzung: Durch regelmäßige Selbstanalyse und klare Zielsetzung, etwa mit der SMART-Methode, können Berater und Beraterinnen gezielt an ihren zwischenmenschlichen Kompetenzen arbeiten. Kontinuierliches Lernen ist in der dynamischen Arbeitswelt unerlässlich, so Schaper-Lang.
• Praxis und Lernbereitschaft: Soft Skills entwickeln sich am besten in der Praxis. Erfahrungen in realen Beratungssituationen und die Bereitschaft, aus neuen Herausforderungen zu lernen, sind entscheidend, um die Anforderungen der modernen Arbeitswelt zu meistern.
Literaturtipps zum Thema Soft Skills
- Goleman, Daniel (2020). Emotionale Intelligenz: Warum sie wichtiger sein kann als der IQ. – Ein Klassiker, der die Grundlage für das Verständnis von Soft Skills und emotionaler Intelligenz legt.
- Covey, Stephen R. (2021). Die 7 Wege zur Effektivität: Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg. Coveys Buch vermittelt Schlüsselkompetenzen im Bereich Selbstreflexion, Führung und Kommunikation.
- Brown, Brené (2019). Dare to Lead: Führung wagen: Mutig arbeiten. Überzeugend kommunizieren. Brown erforscht, wie Vertrauen, Mut und Verletzlichkeit die Führung verbessern und Teams stärker machen können.